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von Dr. Martin Schneidereit, Bonn:

Ab 2006 sind die letzten vier antibiotischen Leistungsförderer europaweit verboten. „Es ist vollbracht“ ist man geneigt zu denken, nachdem die ersten Forderungen nach einem vollständigen Verbot aus deutschen Länderparlamenten von Mitte der achtziger Jahre stammen.

Erwägungen zur Abwehr öffentlicher Gesundheitsgefahren waren es nicht, die zum jetzt vollständigen Verbot geführt haben, wie auch die EU-Kommission zugesteht. Es war vielmehr das Zugeständnis an veränderte gesellschaftspolitische Auffassungen, die bestimmte Produktionsweisen nicht mehr tolerieren möchten.

Doch wie alles im Leben hat auch diese Entscheidung Nebenwirkungen. Erfahrungen aus Dänemark zeigen, dass die Ferkelsterblichkeit nach dem Verbot der Leistungsförderer von 2,5% auf 3,5% angestiegen ist. Hochgerechnet auf deutsche Produktionsverhältnisse würde dies ein Mehr an 400.000 toten Ferkeln bedeuten. Hier bleibt der viel gepriesene Tierschutz auf der Strecke.

Auch mit anderen Produktgruppen wurde „aufgeräumt“. Ein aktuelles Beispiel der Putenhaltung verdeutlicht dies. Nachdem mit Nifursol das letzte Mittel zur Verhütung der Schwarzkopfkrankheit verboten wurde, gibt es keine wirksamen zugelassenen Behandlungsmöglichkeiten mehr. Die Konsequenzen sind Realität: Wenn in einem Putenbetrieb von 9.000 eingestallten Tieren 7.000 Puten an Schwarzkopfkrankheit verenden, ohne dass der Tierarzt eine Möglichkeit der Therapie hat, wird der Tierschutz ad absurdum geführt. Weiß Politik immer, was sie entscheidet?

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